Die Herzogin von Bedford hatte 1840 einen Einfall, der die britische Gesellschaft bis heute prägt - die Teatime. Die Zeit zwischen Mittag- und Abendessen war ihr schlicht und einfach zu lang, und ein kleiner Snack musste her. Dieser Gedanke hat wohl auch den Rest der Insel begeistert und die Teatime zu der klassischerweise Schwarztee (Lord Earl Grey hat Tee mit Bergamottenaroma bevorzugt) getrunken wird, ist zu einem fixen Bestandteil der britischen Kultur geworden. Danke liebe Anne von Bedford, we are very amused. Um sich den Appetit für das Abendessen nicht zu ruinieren, werden leichte Sandwiches und kleines Gebäck gereicht.
Auch bei uns in Österreich hat das Jausnen eine große Tradition, eine Brettljause ist auf nahezu jeder Speisekarte zu finden und wenn die Küche mal kalt bleibt ist eine Jause die schnellste und köstlichste Variante viele hungrige Bäuche zu füllen. Von allem ein bisschen was, Butter und Brot und jeder ist zufrieden. Nur ein klassisches Getränk (mal ganz vom Bier abgesehen) zur Jause gibt es in Österreich nicht. Wir wagen den Blick über den Tellerrand hinüber auf die Britische Insel und kombinieren die englische Teatime mit der österreichischen Jause und sind begeistert.
Es muss natürlich nicht immer Schwarztee sein, die Palette an Geschmäckern ist breit und der Griff in ein volles Teeregal nicht immer ganz einfach - Kräuter oder Früchte, oder beides? Welchen Tee ihr zu eurer Jause genießen möchtet, überlassen wir ganz eurem Geschmack - wir haben für euch die passenden Rezepte für eine gelungene Teejause. Der Tisch biegt sich unter den Köstlichkeiten, erst Pikantes, dann Süßes, ein Päuschen und dann hat man plötzlich wieder Lust auf etwas Herzhaftes und bei netten Gesprächen verschwindet die Grenze zwischen Nachmittagstee und Abendessen. Macht ja auch nichts, dann bleibt die Küche abends eben kalt.
Der herzhafte Jausentisch
Nichts einfacher als das - viele kleine Leckereien, Käse, Aufstriche und gutes Brot - eine reich gedeckte Tafel die für jeden etwas bereithält. Eine kleine Anleitung für den Jausentisch:
Brot
Klassischerweise gibt’s zur Jause ein kräftiges Schwarzbrot oder Weckerl. Ein gutes Brot ist das Um- und Auf auf dem Jausentisch - wenn es richtig gut ist, dann braucht man oft nur etwas Butter und ein gesalzenes Radieschen und schwebt im 7. Jausenhimmel.
Kein Streichergebnis
Das beste Brot wird noch ein bisschen besser, wenn man es entweder mit frischer Bauernbutter oder herzhaften Aufstrichen, die oft auch vegan sind, bestreicht.
Käse und Wurst
Wir setzen auch hier auf selbstgemachtes - Tante Mizzis Bratengewürz verleiht köstlichem Krustenbraten einen fabelhaften Geschmack - wir geben dünn aufgeschnittenem kalten Braten hier eindeutig den Vorzug. zu gekaufter Wurst und füllen unser Sandwich damit. Beim Käse sollte man bei mehreren Gästen vor allem darauf achten, dass für jeden Gusto der richtige dabei ist, milde und würzige Sorten sollten sich die Waage halten. Und zum Käse gehört unbedingt ein würzig-süßes Chutney.
Gemüse
Zur Jause passen Tomaten, Gurken, Radieschen, Karotten - saftig oder knackig, Hauptsache Gemüse. In der kalten Jahreszeit greifen wir gerne auf selbsgemachte Pickles und Eingelegtes zurück.
Der passende Tee
Grundsätzlich ist hier alles erlaubt. Fällt die Jause besonders deftig aus (Bierradi und Co.) kann man mit einer feinen Kräutermischung einer reibungslosen Verdauung etwas auf die Sprünge helfen.
Bierweckerl
Zur Jause gibt’s bei uns Tee und das Bier kippen wir in das Brot. Hopfen und Malz geben den Weckerln einen würzigen Geschmack und eine große Portion Brotgewürz tut ihr übriges. Wir haben ja schon gehört, gutes Brot ist das A und O auf dem Jausentisch - mit diesem Rezept seid ihr dahingehend schon mal sicher!
Zutaten für 10-12 Stück
- 100 g Sauerteig
- 300 g Roggenmehl
- 200 g Dinkelvollkornmehl
- 1 Germwürfel
- 2 TL Salz
- 2 TL Brotgewürz
- 200 ml Wasser
- 300 ml helles Bier
Zubereitung: Alle Zutaten zusammenkneten, bis ein feuchter glatter Teig entsteht. Abgedeckt darf dieser nun 1h gehen. Auf einer gut bemehlten Arbeitsfläche werden 10-12 Weckerl (je nach Größe) geformt. Die Weckerl werden nun 15 Minuten bei 220° und weitere 20 Minuten bei 180° gebacken. Mit den Weckerl wird auch eine feuerfeste Schale mit ein paar EL Wasser ins Backrohr gestellt. Die fertigen Weckerl zum Abkühlen auf einen Gitterrost legen.
Tipp: Wer kein Bier daheim hat oder lieber ohne Bier backen möchte, kann die Menge einfach durch Wasser ersetzen - die Weckerl werden auch so sehr gut!
Radi mit Rauchsalz und Gewürzblüten
Würziger Radi (Bierrettich) passt ausgezeichnet zu den Bierweckerl. Vor dem Genuss muss sich dieser aber erst richtig ausweinen! Wie man ihn dazu bringt? Mit einer ordentlichen Portion Salz, in unserem Fall mit Schwäbischem Rauchsalz. Und on top kommen dann für Geschmack und Aussehen Gewürzblüten.
Zutaten
- 1 Bierrettich
- 2 TL Rauchsalz
- Gewürzblüten, z.B. Laune gut, alles gut
Zubereitung: Der Rettich wird gewaschen und von oben und unten fein eingeschnitten (aber nicht ganz durchschneiden - er soll sich danach wie eine Ziehharmonika auseinanderziehen lassen. Das Rauchsalz fein Mörsern und den Rettich ordentlich einsalzen. Wir geben ihm jetzt ca. 15 Minuten in der er sich ausweinen kann. Anschließend wird das Wasser abgegossen und der Rettich mit Gewürzblüten bestreut. Passt sehr gut zu Butterbrot und einer Tasse Schutzengeltee!
Polsterzipf
Und auch an die süßen Seiten des Lebens haben wir bei unserer Teejause gedacht. Es geht traditionell österreichisch weiter, und wir fragen uns gerade, was wohl die Queen zu Polsterzipfen sagen würde?Ein solcher Polsterzipf ist kein gutes Ruhekissen, aber dafür ein umso köstlicher Gaumenschmaus. Grundsätzlich ist das Rezept sehr neutral, man kann es pikant mit Sauerkraut genießen oder für die süße Variante etwas Staubzucker darüber rieseln lassen. Für besonders ausgeprägte Süßschnäbel empfehlen wir die Variante mit Fruchtaufstrich. Einer geht noch…
Zutaten
- 180 g Mehl
- 2 Dotter
- 2 EL Sauerrahm
- 1 TL Backpulver
- etwas Wasser
- 1 Prise Salz
- Öl oder Butterschmalz zum Ausbacken
Für die süße Variante: 1/4 TL gemahlene Vanille (zum Teig geben)
Dazu reichen wir:
- Preiselbeeren
- Fruchtaufstriche
- Apfelmus
- Staubzucker
Zubereitung: Alle Zutaten für den Teig mit den Händen verkneten bis sich alle Komponenten gut verbunden haben. Den Teig nun ausrollen und wieder zusammenschlagen, dieser Schritt wird 3x wiederholt. Der Teig wird nun zu einer dünnen Platte ausgerollt (ca. 3 mm) und in kleine Dreiecke geschnitten (oder jede Form die euch gefällt). Das Fett zum Ausbacken sollte etwa 2 cm hoch stehen. Die Polsterzipfe werden für wenige Minuten im heißen Fett ausgebacken und gehen dabei schön auf. Am besten zum Abtropfen auf ein Stück Küchenrolle legen und mit Fruchtaufstrichen und Staubzucker servieren. Apfelmus passt auch hervorragend dazu.
Bienenstich-Minis
Vor diesen Stichen muss man keine Angst haben, ganz im Gegenteil. In der Mini-Variante schmeckt uns das Traditionsgebäck gleich nochmal so gut. Wer keine eckigen Backförmchen hat, kann auch Bienenstichmuffins daraus machen. Für die Creme haben wir uns eine Vanille-Topfen-Variante überlegt. Wer’s lieber klassisch hält, mischt einfach gut gekühlten Vanillepudding und geschlagenes Obers im Verhältnis 1:2.
Zutaten
- 125 ml Milch
- 50 g Butter
- 250 g Dinkelmehl
- 1 Pkg. Trockengerm
- 50 g Kokosblütenzucker
Belag:
- 50 g Butter
- 50 g Honig
- 50 g Mandeln
Für die Creme:
- Vanillepudding (mit etwas weniger Milch zubereiten)
- 2-3 EL Topfen
- Zucker nach Geschmack
Zubereitung: Milch erwärmen und Butter darin zerlassen. Gemeinsam mit Mehl, Zucker und Germ zu einem glatten Hefeteig kneten (Am besten mit der Küchenmaschine, der Teig ist etwas klebrig). Abgedeckt darf der Teig jetzt etwa 1 h gehen. Förmchen nach Bedarf ausfetten und den Teig auf 12 Förmchen aufteilen und etwas flachdrücken. Butter und Honig schmelzen, die Mandelblättchen unterrühren und die Masse auf den Bienenstich-Minis verteilen. Bei 180° etwa 20 Minuten backen. Auf einem Gitterrost auskühlen lassen und anschließend waagrecht durchschneiden. Pudding und Topfen vermischen und nach Geschmack süßen. Die Bienenstich-Minis mit der Creme füllen und genießen.
Apfelstrudel als Fingerfood
Der Apfelstrudel ist DER Klassiker der österreichischen Mehlspeisenküche und darf bei unserer Teejause natürlich nicht fehlen. In der Fingerfoodvariante eignet er sich besonders für eine gesellige Runde (wir denken dabei auch an den Abwasch) und mit Blätterteig zubereitet ist er sogar Ruck-Zuck fertig. Da es mittlerweile schon guten Blätterteig in Bio-Qualität zu kaufen gibt, greifen wir einfach darauf zurück, so bleibt mehr Zeit für die anderen Köstlichkeiten.
Zutaten
- 1 Rolle Blätterteig
- 2- 3 Äpfel
- 1 EL Zitronensaft
- 1 TL Stärke
- 1 TL Omas Kuchen- und Keks Gewürz
- 2 EL Kokosblütenzucker
- evtl. Rosinen
- 1 Ei zum Bestreichen
Zubereitung: Die Äpfel waschen und vom Kerngehäuse befreien (die Schale darf dran bleiben). Auf einer groben Reibe werden die Äpfel geraspelt. Die Apfelraspel mit Zitronensaft, Stärke und Gewürzen vermischen und kurz durchziehen lassen. Währenddessen den Blätterteig ausrollen und in acht Stücke schneiden (erst der Länge nach halbieren und anschließend die Hälften in vier Streifen zerteilen) Die Ränder der Teigstücke mit etwas Ei bepinseln und anschließend etwas von der Fülle darauf verteilen. Die kleinen Strudel werden eingerollt und gut verschlossen. Vor dem Backen noch mit Ei abstreichen und bei 180° ca. 20 Minuten backen. Mit etwas Staubzucker bestreuen und am besten lauwarm genießen!
Die Tipps und Rezepte stammen aus der Feder von Nudlholz.
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