In den letzten Jahren tauchen vermehrt Berichterstattungen über Mineralölrückstände in Lebensmitteln und Kosmetik auf. Aber wie gelangen Mineralöle in unsere Nahrungsmittel? Warum häufen sich positive Testergebnisse in letzter Zeit? Und was kann man tun, um Rückstände zu vermeiden? Wir haben die häufigsten Fragen und Antworten zu dem Thema gesammelt.
Was sind Mineralöle?
Eines vorweg: Wir sind umgeben von Mineralölen. Sie sind Hauptbestandteil von Benzin und Diesel-Kraftstoffen und finden sich in vielen technischen Produkten, in Druckerfarben und Printmedien. Auch in der Kosmetik kommen Mineralöle zum Einsatz, genauso wie in Medikamenten und Impfstoffen.
Mineralöle sind komplexe Gemische aus tausenden Einzelsubstanzen und entstehen durch die Destillation mineralischer Rohstoffe wie Braunkohle, Steinkohle, Torf, Holz und Erdöl. So unterschiedlich wie ihre chemische Zusammensetzung, sind auch ihre Eigenschaften und ihr Einsatzgebiet.
Grundsätzlich wird zwischen so genannten aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (MOAH) und gesättigten Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (MOSH) unterschieden. Sie kommen unter anderem in Kraftstoffen, Schmierölen und in manchen Druckerfarben vor.
POSH und POA sind Kohlenwasserstoffverbindungen, die oft im Zusammenhang mit Mineralölen erwähnt werden. Die in Kunststoffen vorkommenden POSH weisen eine ähnliche chemische Struktur wie MOSH auf und sind im Labor kaum zu unterscheiden. POA hingegen sind Hauptbestandteil von Motorenschmierölen oder Maschinenölen und werden auch als Kleber (Hotmelts) verwendet.
Wie gelangen Mineralölrückstände in Lebensmittel?
So vielfältig wie ihr Vorkommen sind auch die Möglichkeiten, wie Mineralöle in Lebensmittel gelangen. Das kann durch Schmieröle in landwirtschaftlichen Maschinen und den Einsatz chemischer Düngemittel und Pestizide schon direkt am Feld passieren. Auch beim Transport können die Kohlenwasserstoffe durch Behältnisse auf die Rohstoffe übergehen. Dazu kommen mögliche Quellen im Rahmen der Weiterverarbeitung wie Schmiermittel für Maschinen, Druckfarben, Lösungsmittel, Klebestoffe und Kompressor-Druckluft. Auch die Lebensmittelverpackung selber kommt als Quelle der Verunreinigung in Frage, etwa wenn sie aus Recyclingmaterial, wie z.B. Zeitungen besteht, oder mit mineralölhaltiger Farbe bedruckt wird.
Warum häufen sich in letzter Zeit Berichte über Mineralölrückstände?
Die Problematik von Mineralölrückständen ist schon länger bekannt. Da es sich bei Mineralölen um komplexe Gemische handelt, ist es aber erst seit kurzem möglich, sie im Labor nachzuweisen.
Seit dem sind diese Tests häufig Teil von Produktbewertungen durch diverse Verbraucherschutzorganisationen. Die Beurteilung der Ergebnisse ist jedoch schwierig. Viele pflanzliche Bestandteile, wie z.B. Wachse in Kakaobutter, sind in ihrer chemischen Struktur sehr ähnlich und werden in Analysen oft mit Mineralölrückständen verwechselt. Das heißt, dass es sich bei einem positiven Analyseergebnis nicht ausschließlich um eine tatsächliche Verunreinigung mit Mineralöl handeln muss.
Hinzu kommt, dass es zurzeit weder für MOSH noch für MOAH gesetzliche Grenzwerte für deren Auftreten in Lebensmitteln gibt. Die Europäische Kommission schreibt jedoch regelmäßige Analysen von Lebensmitteln und Verpackungsmaterialien vor. Auf Basis der gewonnenen Daten sollen Minimierungsstrategien und rechtliche Vorgaben ausgearbeitet werden.
Sind Mineralölrückstände gesundheitsgefährdend?
Sowohl MOSH als auch MOAH haben in kleinen Mengen eine sehr geringe toxikologische Wirkung und werden als potentiell besorgniserregend eingestuft.
Für den Teetrinker besteht trotzdem keine Gefahr. In Labortests werden üblicherweise getrocknete Teeblätter herangezogen. Mineralöle sind jedoch nicht wasserlöslich und gehen praktisch nicht in den Tee-Aufguss über. Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht bei einer üblichen Konsumationsmenge von 2-3 Tassen am Tag von keiner Gesundheitsgefährdung aus.
Trotzdem sind Rückstände von Mineralölen kein erwünschtes Ergebnis und wir sind bestrebt, diese soweit wie möglich zu vermeiden.
Was tut SONNENTOR um Rückstände zu vermeiden?
Verunreinigungen mit Mineralölen können, trotz aller Sorgfalt, nicht immer vermieden werden. Auch wenn die Datenlage zu Mineralölen noch sehr lückenhaft ist und in geringen Mengen keine Gesundheitsgefährdung vorliegt, setzt sich SONNENTOR dafür ein, das Risiko zu minimieren.
Alle Bio-Bauern der SONNENTOR Familie werden für das Thema sensibilisiert und über mögliche Eintragswege und deren Minimierung informiert. Zudem werden alle Rohwaren in akkreditierten Untersuchungslaboren auf über 650 Substanzen getestet. Dazu zählen neben Pestiziden, Alkaloide, Pilzen und Keimen auch Mineralöle. Dafür investieren wir jährlich mehr als ein Prozent unseres Umsatzes für Qualitätskontrolle. Das entspricht rund 400 000 Euro. Aufgrund der unsicheren Rechtslage und der schwierigen Analytik erfolgen Analysen auf Mineralöle derzeit nur stichprobenartig.
Zusätzlich kann das Risiko einer Kontaminierung von außen durch die sorgfältige Wahl der Verpackung deutlich gesenkt werden. Die von uns verwendete Folie aus dem biologisch abbaubaren Rohstoff Cellulose stellt im Vergleich zu Plastikverpackungen eine sehr gute Barriere dar und schützt unsere losen Tees und Gewürze vor Verunreinigungen.
Was kannst du tun?
Du kannst selber auch dazu beitragen, Mineralölrückstände in deiner Nahrung zu reduzieren. Kaufe möglichst regional und biologisch ein und versuche Lebensmittel mit langen Transportwegen zu vermeiden. Achte darauf, dich abwechslungsreich und ausgewogen zu ernähren. Meide kritische Verpackungen wie recyceltes Papier und fülle verpackte Lebensmittel nach dem Einkauf in Behälter aus Glas, Keramik oder Edelstahl. Setze auf Naturkosmetik und natürliche Putz- und Reinigungsmittel und achte beim Kauf auf Inhaltstoffe wie Ceresin, Ozokerite, Paraffin und Petrolatum – dahinter verbergen sich Mineralöle.
Zu guter Letzt: Mach dich nicht verrückt! Wir sind umgeben von Mineralölen und kommen in fast allen Lebensbereichen damit in Kontakt. Mit oben genannten Tipps kannst du das Risiko jedoch verringern.
Weitere Infos
Weitere Informationen zum Nachlesen findest du hier:
Website des Bundesinstituts für Risikobewertung
AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
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